Schädlinge und Nützlinge – eine sehr menschliche Betrachtungsweise
Seit dem die Menschen Acker- und Gartenbau betreiben stehen Landwirte und Gärtner in Konkurrenz zu den verschiedensten Pflanzenfressern aus dem Tierreich. Da ist es verständlich, dass sich für all diese Tiere, die Schäden an Kulturpflanzen oder dem Erntegut hervorrufen, der Begriff Schädling eingebürgert hat. Korrekter, aber etwas umständlich, wäre es sicherlich von tierischen Pflanzenfressern zu sprechen, die Schäden an Pflanzen verursachen.
Noch verwenden Fachleute sowie Praktiker aus Landwirtschaft und Gartenbau das Wort Schädling, wenn tierische Schaderreger, wie Kohlweißlingsraupe, Birnengallmücken oder Salatblattläuse gemeint sind. Natürlich könnte man auch, etwas sperrig, von phytophagen Tieren mit Schadpotential, oder von Herbivoren an Kulturpflanzen sprechen.
Nützlinge - Versuch einer Definition
Den aus menschlicher Sicht unerwünschten Schädlingen werden die so genannten Nützlinge gegenübergestellt. Als nützlich gelten in diesem Sinne solche Arten, die sich von Schädlingen ernähren. So schätzen wir Marienkäfer, Florfliegenlarven, Igel und viele andere Tiere als nützlich ein, da sie als Fleisch- oder auch Allesfresser Schädlinge verzehren.
Neutraler ist der Begriff Gegenspieler, da er nicht den menschlichen Nutzen in den Vordergrund der Betrachtung rückt, sondern das Beziehungsgefüge der verschiedenen Tierarten untereinander.
Auch hier ist die Natur vielfältiger, als unsere oft sehr menschliche Sicht der Dinge. Da gibt es z.B. Stare, die Frostspannerlarven vertilgen, aber auch gern über Süßkirschen herfallen. So wird aus dem Star, je nach Jahreszeit und Futterangebot, mal ein Nützling und dann wieder ein Schädling. Und auch der beliebte Ohrenkneifer oder Ohrwurm frisst nicht nur Blattläuse und Blattsauger, sondern auch weiche Pflanzenteile und Aas.
Und wie beurteilen wir die gefräßigen Larven der Florfliege? Wenn sie sich über Blattläuse hermachen sind sie gern gesehene Nützlinge. Fressen sie eine Schwebfliegenlarve, werden sie zum Nützlingsräuber und wenn ihre eigenen Artgenossen als Futter herhalten müssen, wird aus der nützlichen Florfliegenlarve ein gefräßiger Kannibale.
Betrachtet man nur die erwachsene Florfliege, die auch als Goldauge bezeichnet wird, handelt es sich bei der Spezies Chrysoperla carnea um einen hübsches grünes Insekt mit filigranen Flügeln und irisierenden Augen, das keiner Fliege und auch keiner Pflanze etwas zu leide tun kann, da es sich ausschließlich vegetarisch von Pollen, Honigtau und Nektar ernährt.
Aus menschlicher Sicht sind alle Tiere, die Schädlinge fressen Nützlinge. Zoologisch betrachtet ist natürlich auch unter den so genannten Nützlingen die Tierwelt nicht schwarz und weiß oder gut und böse, sondern ausgesprochen vielfältig und vor allem hoch interessant.